Nanoarchaeum equitans

Die kleinsten Lebewesen der Welt

Auf dem Punkt am Ende dieses Satzes hätte eine halbe Million von ihnen bequem Platz. Sie leben in kochendem Wasser und lieben Schwefel, Wasserstoff und Kohlendioxid. Sie kleben stets an ihrem etwas größeren Verwandten Ignococcus, zu Deutsch „Feuerkugel“. Und sie sind eine wissenschaftliche Sensation: Das Bakterium, das Regensburger Forscher 120 Meter tief im Meer nördlich von Island gefunden haben, ist ein lebendes Fossil und zeugt vermutlich von den Anfängen des Lebens auf der Erde.

Nanoarchaeum equitans (rot) auf Ignicoccus (grün). Alle Bilder: Stetter & Rachel, Uni Regensburg
Nanoarchaeum equitans (rot) auf Ignicoccus (grün). Alle Bilder: Stetter & Rachel, Uni Regensburg

„Urzwerg, der auf der Feuerkugel reitet“ – ein ziemlich langer Name für ein ziemlich kleines Lebewesen. Nur 400 Nanometer (das sind Millionstel Millimeter) ist „Nanoarchaeum equitans“ groß und damit das kleinste Lebewesen der Welt. Sogar manche Viren sind größer, und diese werden von den meisten Biologen nicht zur belebten Welt gerechnet. Und auch mit seinem Erbgut geht der „Urzwerg“ sparsam um: Für seine höchstens 400 Gene braucht Nanoarchaeum rund 500.000 Basenpaare. In unserem Genom hätte die Urzwerg-DNA 6000 Mal Platz.

Ein “Reitender Urzwerg” an der Oberfläche eines Ignococcus im Lichtmikroskop
Ein „Reitender Urzwerg“ an der Oberfläche eines Ignococcus im Lichtmikroskop

Für die Wissenschaftler um den Regensburger Professor Karl Stetter liegt darin die spannendste Frage: Wie viele Gene braucht das Leben? Die Entschlüsselung der Winzling-DNA soll darüber jetzt Aufschluss geben. Auch der Vergleich mit dem menschlichen Erbgut könnte Überraschungen bergen.

Ignicoccus (groß) mit Nanoarchaeum equitans (klein) im Elektronenmikroskop
Ignicoccus (groß) mit Nanoarchaeum equitans (klein) im Elektronenmikroskop

Denn Nanoarchaeum gehört zur Gruppe der Archaebakterien, die als direkte Nachfahren der urtümlichsten Lebensformen auf der Erde gelten. Die Archaebakterien leben noch heute in Umgebungen, die an die Umweltbedingungen auf der Erde vor vielen Milliarden Jahren erinnern: überall dort, wo es allen anderen Lebewesen zu heiß, schweflig, salzig oder ätzend ist. Ähneln einige ihrer Gene jenen des Menschen, kann man anhand ihrer jeweiligen Aufgaben ein Stück Evolution zurück verfolgen.

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Eine Antwort zu Nanoarchaeum equitans

  1. Goethe sagt:

    Sehr interessant. Ich lerne jeden Tag etwas neues mit dieser prima Seite! Ich liebe euch…

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