Wurmbefall und Allergien

Schützende Infektionen

Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, die Bäume und die Blumen blühen – und schon juckt die Haut, läuft die Nase, schwellen die Augen. Für die über 20 Millionen Allergiker in Deutschland hat der Frühling nicht nur angenehme Seiten. Und das vermutlich nur, weil ihrem Immunsystem langweilig ist.

Pollen der Ackerschmal-wand. Foto: Jürgen Berger
Pollen der Ackerschmal-wand. Foto: Jürgen Berger

„Wir zahlen den Preis für die Zivilisation“, sagt Peter G. Kremser vom Institut für Tropenmedizin der Universitätskliniken Tübingen. In einem Beitrag für das Wissenschaftsmagazin Science berichtet er von einer Studie in Zusammenarbeit mit einem Krankenhaus in Gabun. Dabei hatten seine Kollegen und er die Auswirkungen dauerhafter Wurmerkrankungen auf das Immunsystem des Menschen untersucht. Das Ergebnis: Der Parasitenbefall kurbelt die Körperabwehr an und mindert zugleich das Allergierisiko.

Eine Schlüsselrolle spielen dabei offenbar bestimmte Botenstoffe, die Interleukine. Diese Immunhormone regeln das Zusammenspiel der verschiedenen Bestandteile der Körperabwehr. Für Allergien spielt besonders das Interleukin-10 (IL-10) eine Rolle, das die Immunreaktion des Körpers dämpft: Es hemmt bestimmte T-Zellen, die für die Ausschüttung des Antikörpers IgE verantwortlich sind. Ein erhöhter IgE-Spiegel begleitet allergische Reaktionen (siehe auch: „Außer Kontrolle“).

Der Helminth-Wurm ist ein häufiger Darmparasit des Menschen. Foto: MMID
Der Helminth-Wurm ist ein häufiger Darmparasit des Menschen. Foto: MMID

Laut Kremser ist die Produktion von IL-10 bei Menschen in den industrialisierten Ländern häufig gestört. Er führt das auf die immer geringere Anzahl an Infektionen zurück, denen diese Menschen im Laufe ihres Lebens ausgesetzt sind. Seit langem wird vermutet, dass Allergien letztlich ein Ausdruck von Unterbeschäftigung des Immunsystems sind. Vor allem der fehlende Wurmbefall wurde schon in verschiedenen Studien für häufige Allergien verantwortlich gemacht.

Diese Erkenntnisse könnten nun einen Ansatzpunkt für neue Therapien gegen Allergien bieten. So könnten Medikamente gezielt die T-Zellen stimulieren. Wichtige neue Erkenntnisse verspricht sich Kremser zudem von der Identifikation der Gene, die für die Infektionsabwehr zuständig sind.

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