1728 befahl Kaiser Karl VI., einen Palisadenzaun an der habsburgischen Grenze zur Türkei zu errichten. Bei dieser 2000 Kilometer langen Barrikade handelte es sich nicht um eine militärische Absperrung, sondern um einen Schutzwall gegen eine der gefährlichsten Seuchen der damaligen Zeit: die Pest.
Nur an Kontrollposten durften Reisende den Zaun passieren; in Pestzeiten mussten sie dort eine Zeitlang unter Quarantäne bleiben. Im Zeitalter des Flugtourismus sind Zäune gegen die Ausbreitung von Krankheiten natürlich wirkungslos. Die Menschen reisen häufiger, schneller und weiter als früher und bringen nicht nur angenehme Souvenirs mit nach Hause. Vor allem in tropischen Ländern stecken sich viele Reisende mit Erregern an, die es in ihrem Heimatland nicht gibt. Erst zu Hause werden sie dann krank; so mancher Hausarzt wird dann zwangsläufig zum „Tropenmediziner“.
Einige der eingeschleppten Erreger können sich hierzulande weiter vermehren, etwa Hepatitisviren oder Tuberkulosebakterien. Andere können sich nicht ausbreiten, weil eine wichtige Voraussetzung für ihre Fortpflanzung fehlt. So sind viele einzellige Parasiten auf einen so genannten Zwischenwirt angewiesen. Plasmodien, die Malaria auslösen, brauchen für ihre Vermehrung beispielsweise die Anopheles-Mücke, die die Krankheit auch auf den Mensch überträgt. In kühleren Ländern, in denen die Anopheles-Mücke keine geeignete Lebensgrundlage findet, kann es deshalb auch zu keiner Malaria-Epidemie kommen. Das gleiche gilt für Infektionen mit Leishmanien, ebenfalls einzellige Parasiten: Nur wo sich Schmetterlingsmücken wohl fühlen, können die Erreger auf Dauer ihr Unwesen treiben.
Zum Glück existieren gegen viele Tropenkrankheiten wirksame Impfstoffe. Diese bestehen aus künstlich abgeschwächten Erregern (z.B. bei Gelbfieber), abgetöteten Keimen (z.B. bei Cholera) oder künstlich produzierten Teilen von Erregern (z.B. bei Hepatitis B).