Immunsuppressiva – Zeit zu wechseln

Nach einer Organtransplantation erhalten Patienten Medikamente, um die Abstoßungsreaktionen des Immunsystems zu unterdrücken. Diese immunsuppresiven Medikamente erhöhen allerdings das Risiko für die Patienten, Tumoren zu entwickeln. Eine Studie hat nun gezeigt, dass der Wirkstoff Rapamycin sowohl die Immunantwort als auch die Tumorbildung hemmen kann. Damit ergeben sich neue Chancen für die Transplantationsmedizin.

Bei Organtransplantationen zählt jede Minute (Foto:HVBG/Senn)
Bei Organtransplantationen zählt jede Minute (Foto:HVBG/Senn)

Patienten mit Krebsgeschwüren in fortgeschrittenem Stadium bleibt als letzte Möglichkeit oft nur die Transplantation: Dabei werden beispielsweise die befallenen Teile der Lunge durch ein Spenderorgan ersetzt. Doch weil das Immunsystem das Transplantat als Fremdkörper erkennt und bekämpft, sind so genannte Immunsuppressiva nötig. Diese Medikamente dämpfen die Aktion des Immunsystems und verhindern die Abstoßungsreaktion. Doch oft treibt man dabei den Teufel mit dem Beelzebub aus: Die Immunsuppression bewirkt ein erhöhtes Tumorrisiko. Mehr als die Hälfte aller Patienten mit Lungenkrebs haben nach einer Lungentransplantation erneut mit Tumoren zu kämpfen.

Professor Edward K. Geissler und seine Kollegen von der Chirurgischen Abteilung der Universität Regensburg testeten den Effekt zweier Immunsuppressiva in einem Mäusemodell. Dabei zeigte sich, dass das relativ neue Medikament Rapamycin das Risiko der Tumorbildung deutlich reduziert, während das ältere, aber weit verbreitete Mittel Cyclosporin das Gegenteil bewirkt, nämlich eine erhöhte Krebsrate. Als Ursache für die unterschiedliche Wirkung vermutet Geissler einen Effekt auf die Neubildung von Blutgefäßen. Wachsende Tumorzellen provozieren diese Neubildung, um sich durch die Blutkapillaren mit Blut und Nährstoffen zu versorgen. Diesen Effekt unterdrückt Rapamycin, während ihn Cyclosporin eher zu steigern scheint, schreibt Geissler in der Fachzeitschrift Nature Medicine.

Spendermangel: Nur etwa die Hälfte aller medizinisch notwendigen Organtransplantationen können in Deutschland durchgeführt werde.
Spendermangel: Nur etwa die Hälfte aller medizinisch notwendigen Organtransplantationen können in Deutschland durchgeführt werde.

Geissler hofft, dass seine Ergebnisse dazu beitragen, die Überlebenschancen von Transplantations-Patienten zu erhöhen. „Rapamycin ist für die Transplantationsbehandlung zugelassen und von der immunsuppressiven Wirkung her mit Cyclosporin vergleichbar. Deshalb können Patienten ohne weiteres umgestellt werden“, sagt Geissler.

Bereits jetzt wird Rapamycin auch bei der Krebsbehandlung eingesetzt, allerdings in sehr großen, giftigen Mengen. „Die Transplantationsmedizin nutzt sehr viel geringere Konzentrationen, die auch über einen längeren Zeitraum verabreicht werden können“, sagt Geissler. Ob diese Art der Behandlung mit Rapamycin auch als reine Krebstherapie einsetzbar ist, untersuche sein Teamgerade. Auch habe er vor, eine ganze Reihe anderer immunsuppressiver Medikamente zu testen, um zu sehen, welchen Einfluss sie auf Tumoren haben. Mit schnellen Erfolgen rechnet Geissler dagegen nicht: „Es wird dauern, bis wir die ideale Behandlungsmöglichkeit gefunden haben.“

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