Intoleranz mit Methode
Jedem Fremden seinen Aufkleber: „Unerwünscht!“ – Unser Immunsystem toleriert keinen Eindringling. Spezifische Antikörper erkennen und markieren alle fremden Strukturen, die in unseren Körper eindringen.
Doch nicht nur das: Das Immunsystem vergisst nicht. Die Daten der Eindringlinge, die einmal im Körper waren, werden gespeichert. So werden Krankheitserreger bei ihrem nächsten Besuch schnellstens erkannt und unschädlich gemacht, bevor wir es überhaupt merken. Antikörper sind Y-förmige Proteine, die frei im Körper zirkulieren.
Die zwei kurzen Arme des Ypsilons tragen dabei zwei identische Erkennungsstellen für fremde Strukturen. Diese Strukturen, Epitope genannt, entsprechen bestimmten Merkmalen der Oberfläche von Fremdkörpern wie Parasiten, Bakterien oder Viren. Die erkannten Fremdkörper nennt man wiederum Antigene. Es gibt fünf Klassen von Antikörpern, die auf verschiedene Antigene, zu jeweils anderen Zeitpunkten einer Infektion und an unterschiedlichen Stellen des Körpers wirken.
Darüber hinaus löst der lange Arm eines gebundenen Antikörpers eine Reaktion aus, die für den unerwünschten Gast tödlich ist: Er aktiviert das Komplementsystem. Dieses Proteinsystem zerstört die Zielzelle, indem es Löcher in ihrer Zellmembran erzeugt.
Hergestellt werden Antikörper von Plasmazellen, die wiederum aus B-Zellen hervorgehen. Alle diese Zellen gehören zur Klasse der Lymphozyten, also der weißen Blutkörperchen. B-Zellen tragen auf ihrer Oberfläche Rezeptoren, die den variablen Erkennungsstellen der Antikörper entsprechen. Kommt eine solche B-Zelle in Kontakt mit dem passenden Antigen, beginnt sie sich zu teilen und zu differenzieren. Es entstehen die Antikörper-produzierenden Plasmazellen und B-Gedächtniszellen. Letztere bilden das Gedächtnis des Immunsystems: Sie verbleiben meist über Jahre hinweg im Körper und können sich bei einem neuerlichen Kontankt mit dem Antigen sehr schnell zu Plasmazellen entwickeln.
An dieser Stelle setzen auch Impfungen an. Dabei wird das Immunsystem mit einem abgeschwächten oder getötetem Erreger oder einem Teil von ihm konfrontiert, um die entsprechenden B-Zellen zur Differenzierung zu bringen.