Wie sich eine Wunde entzündet, hat jeder schon am eigenen Leib verspürt: Zunächst ist da vielleicht ein kleiner, blutender Schnitt, nach wenigen Sekunden setzen Schmerzen ein, die Region um die Wunde herum schwillt an, wird warm und verfärbt sich rötlich.
Diese für uns unangenehme Prozedur ist nötig, damit möglichst viele Immunzellen in das verletzte Gewebe einwandern und den Kampf mit Eindringlingen aufnehmen. Dazu erweitern sich die örtlichen Blutgefäße. So wird die Durchblutung erhöht und der Blutstrom, in dem die Leukozyten anreisen, verlangsamt. Gleichzeitig werden die Wände der Blutgefäße durchlässiger für Zellen. Als Nebeneffekt wird Flüssigkeit aus dem Blut ins Gewebe geschwemmt, und die betroffene Region schwillt an. Diese Flüssigkeit mit Fresszellen, Zelltrümmern und abgestorbenen Bakterien bildet den Eiter. Die Rötung und Erwärmung um die Wunde herum sind Folgen der erhöhten Durchblutung.
Während wir von außen nur die Symptome der Entzündung wahrnehmen, ist in unserem Körper ein komplexes Netzwerk aus Immunzellen und Botenstoffen aktiv: Hunderte von Botenstoffen sind unterwegs, die auf Blutgefäße einwirken, Immunzellen anlocken und aktivieren und deren Produktion im Knochenmark stimulieren. Sie veranlassen Gerinnung, vermitteln Schmerz und lösen Fieber aus. Wieder andere markieren eingedrungene Mikroben für Fresszellen oder töten sie gleich selbst. Die Botenstoffe werden nicht nur von Immunzellen ausgeschüttet: Auch Bestandteile von zerstörten Gewebszellen oder von Bakterien wirken als Botenstoffe. Daneben befinden sich im Blut gelöste Botenstoffe, die bei Kontakt mit Fremdmolekülen aktiviert werden.
Obwohl die Botenstoffe innerhalb von Sekunden die Entzündungsreaktion einleiten, treffen die ersten Fresszellen aus dem Blut erst nach etwa 6 Stunden ein. Wandzellen der Blutgefäße bilden Proteine, an denen sich die Immunzellen entlang hangeln können, um nicht im Blutstrom mitgerissen zu werden. Eine bestimmte Kombination von Wandproteinen zeigt den weißen Blutkörperchen an, wo sie ins Gewebe einwandern sollen. Bei hartnäckigen Erregern wandern Fresszellen in die regionalen Lymphknoten ein und alarmieren die spezifische Immunabwehr. Botenstoffe beenden schließlich die Entzündungsreaktion und sorgen dafür dass das Gewebe abheilt.