Außer Kontrolle
Quaddeln auf der Haut, Durchfall, Schnupfen, Asthma bis hin zum lebensbedrohlichen Schock – das alles sind Symptome von Allergien. Mindestens 20 Millionen Bundsbürger sind mit diesen Leiden heute vertraut, Tendenz steigend.
Bei ihnen verursachen Allergene, das sind prinzipiell harmlose Stoffe wie Pollen, Lebensmittel, Tierhaare oder Hausstaub, eine unangemessene, fehlgeleitete Reaktion des Immunsystems. Dabei spielt der Antikörper IgE eine zentrale Rolle.
Der IgE, der im Körper in geringer Konzentration vorliegt, ist vermutlich für die Abwehr von Parasiten zuständig. Ein erhöhter IgE-Spiegel bewirkt zusammen mit Zellen des Immunsystems und verschiedenen Botenstoffen eine Entzündungsreaktion.
Warum das Immunsystem bei einigen Menschen in ähnlicher Weise auf Allergene reagiert, ist nicht vollständig geklärt. Vermutlich spielt die genetische Veranlagung eine wichtige Rolle: Sind beide Elternteile Allergiker, beträgt das Allergierisiko für den Nachwuchs fünfzig Prozent. Auch Umweltschadstoffe, chronische Erkrankungen, Ernährungszustand und eine kurze Stillzeit können zu einer Allergie beitragen. Eine andere Hypothese besagt, dass sich die IgE-vermittelte Immunabwehr neue Aufgaben sucht, weil sie in den westlichen Ländern immer weniger mit Wurmerkrankungen konfrontiert wird. Bisher konnte eine Allergie aber niemals auf nur eine Ursache zurückgeführt werden. Vielmehr scheint es, dass mehrere dieser Faktoren zusammentreffen, wenn der Körper allergisch reagiert.
Der molekulare Vorgang dagegen ist gut verstanden: Zunächst nehmen B-Zellen das Allergen, zum Beispiel Pollen, auf und präsentieren es T-Helferzellen. Diese T-Helferzellen erkennen die Pollen als körperfremd, schütten einen Botenstoff aus und regen dadurch wiederum die B-Zellen dazu an, IgE-Antikörper zu bilden, welche gegen die Pollen gerichtet sind. Die IgE binden sich in der Nasenschleimhaut an Mastzellen, ein Vorgang, den man als Sensibilisierungsphase bezeichnet. Bei einem zweiten Kontakt mit Pollen stehen die IgE dann bereits in den Startlöchern. Die Pollen vernetzen die Antikörper auf den Mastzellen, wodurch die Mastzellen ihre gespeicherten Botenstoffe, darunter Histamin, ausschütten – und in wenigen Minuten ist der Heuschnupfen da.
Bei der Behandlung von Allergien setzt man meist auf herkömmliche Therapien: Anti-Histaminika, welche die Wirkung des Histamins dämpfen; Kortison, welches das Immunsystem hemmt; und Desensibilisierung, das heißt ein langsames Gewöhnen des Körpers an das Allergen. Große Hoffnungen werden jedoch auf ein neues Medikament gesetzt, das die Allergie mit ihren eigenen Waffen schlägt: Gentechnisch hergestellte Antikörper, die spezifisch gegen IgE gerichtet sind, sollen diese abfangen und somit Überreaktionen des Immunsystems verhindern.
Schulmedizinisch sind die Ursachen von Allergien unbekannt. In der Alternativmedizin gibt es mittlerweile ein Verfahren, welches sich mit den Ursachen allergischer Reaktionen befasst.