Der texanische Beitrag zum Heimtiermarkt
Amerikanische Wissenschaftler haben zum ersten Mal eine Hauskatze geklont. Auf dem Kätzchen mit dem Namen „Cc“ ruhen vor allem finanzielle Hoffnungen: Die beteiligten Firmen sehen im Klonen liebgewonnener Haustiere einen lukrativen Zukunftsmarkt. Experten warnen jedoch vor neuen ethischen Problemen. Zudem dürften viele hoffnungsvolle Katzenbesitzer von dem Ergebnis des Experiments enttäuscht sein, denn Cc sieht keineswegs genauso aus wie seine Mutter.
Cc, der erste Katzenklon der Welt
Kurz vor Weihnachten war es so weit. 86 geklonte Embryonen hatte das Team um Mark Westhusin von der Texas A&M University bereits vergeblich in Leihmütter eingepflanzt, beim 87. Versuch schließlich klappte es: Als erste geklonte Katze der Welt wurde „Cc“ per Kaiserschnitt am 22. Dezember 2001 entbunden. Dass die Welt erst jetzt davon erfährt, liegt an den umfangreichen genetischen Untersuchungen, die sich anschlossen. Die Wissenschaftler wollten sicher gehen, dass Cc auch wirklich ein Klon der Spender-Katze „Rainbow“ ist und verglichen das Erbgut der beiden Tiere. Inzwischen steht fest: Es stimmt überein, wie die Forscher in der Fachzeitschrift Nature belegen.
Von Spenderkatze Rainbow stammte das Erbgut für die Klonierung.
Tierschützer haben das Klonen von Haustieren verurteilt. Arthur Caplan, Ethik-Experte an der University of Pennsylvania, gab zu bedenken, dass durch Klonen entstandene Tiere oft bereits in jungen Jahren erkranken und sterben. „Kommerzielle Anbieter könnten außerdem die Not und Verzweiflung von Besitzern ausnutzen, die soeben ihr Haustier verloren haben, und Versprechungen machen, die sich durch Klonen nicht einlösen lassen.“ Wayne Pacelle von der Humane Society, einer amerikanischen Tierschutzorgansisation, fragt sich zudem, „warum Haustiere durch solche extremen experimentellen Verfahren vermehrt werden sollten, wenn so viele Haustiere verzeifelt nach einem Heim suchen“.
Leihmutter Allie trug das klonierte Kätzchen aus.
Der Hauptgrund für die Anstrengungen der Forscher dürfte in den zu erwartenden lukrativen Einnahmen liegen: „Die kommerzielle Zukunft des Klonens liegt eindeutig bei Tieren, nicht beim Menschen“, sagt Kaplan. Viele Katzen- und Hundebesitzer möchten ihr geliebtes Tier nach dessen Tod möglichst identisch ersetzen. Die Firma Genetics Savings & Clone, die das Projekt mitfinanzierte, hofft auf einen riesigen Markt. Bereits 1998 hatte ein Ehepaar der Texas A&M Universität mehrere Millionen Dollar zur Verfügung gestellt, um ihren Hund Missy klonen zu lassen – bislang blieb das so genannte Missyplicity-Projekt jedoch ohne Erfolg. Da beim Hund – anders als bei der Katze – nicht genau vorhersagbar ist, wann reife Eizellen entstehen, ist die Technik hier ungleich schwieriger.
Klonwillige Hundehalter müssen sich also noch etwas gedulden. Außerdem sollten sie ihre Erwartungen nicht zu hoch ansetzen: Obwohl genetisch identisch, unterscheiden sich Cc und ihr Erbgut-Spender Rainbow in der Fellzeichnung. Der Grund ist ein teilweise noch rätselhafter Vorgang: Die so genannte X-Chromosomen-Inaktivierung. Duane Kraemer, einer der beteiligten Wissenschaftler, sieht die Unterschiede jedoch als Vorteil: „Wir versuchen, den Menschen zu erklären, dass Klonierung Reproduktion bedeutet, nicht Auferstehung“, sagt Kraemer. „Das hier ist ein guter Beleg dafür.“