Anonymes Genom – Gläserner Venter

Die DNA für die Entschlüsselung des menschlichen Genoms stammte von anonymen Spendern – beim öffentlichen Humangenomprojekt genauso wie bei ihrem Wettbewerber, der Firma Celera Genomics. Nun ist es zumindest bei Celera mit der Anonymität vorbei: Der Chef selbst, Craig Venter, hat sich in amerikanischen Medien als der hauptsächliche Spender geoutet. Immerhin weiß die Welt jetzt, dass Venter ein erhöhtes Alzheimer-Risiko hat.
Craig Venter
Craig Venter

Venter, dem schon im Zusammenhang mit dem Wettlauf um die Entschlüsselung des menschlichen Genoms vor allem von Seiten der öffentlichen Forscher Eitelkeit und Egozentrik vorgeworfen worden war, macht sich mit diesem Schritt sozusagen zum gläsernsten Menschen der Welt: Jeder, der für den Zugang zu den Celera-Genomdaten die entsprechenden Gebühren zahlt, kann Craig Venter auf die Gene schauen.

Genau das hat er auch selbst getan und dabei unter anderem festgestellt, dass er eine veränderte Variante des Gens „apoE4“ geerbt hat. Dieses Gen wird mit einer gestörten Fett-Verarbeitung im Körper und einem erhöhten Alzheimer-Risiko in Zusammenhang gebracht. Nach eigenen Angaben nimmt Venter daher jetzt Medikamente, die diese Störung ausgleichen sollen.

Die Reaktionen von Venters Kollegen auf die Nachricht reichen von amüsiert bis verärgert. Insbesondere einige wissenschaftliche Berater der Firma Celera zeigten sich enttäuscht, dass die Anonymität des entschlüsselten Erbguts nun aufgehoben ist. James Watson, der Mitentdecker der DNA, meinte zu Venters Outing lapidar: „Das überrascht mich nicht. Klingt ganz nach Craig.“

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